Vier Buchstaben, eine besondere Denkweise.
ADHS – Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung – wird häufig als Schwäche dargestellt. Doch wer genauer hinschaut, erkennt darin etwas ganz anderes: Kinder mit ADHS denken schnell, fühlen intensiv, handeln spontan. Ihr Gehirn arbeitet mit Hochgeschwindigkeit, oft bildhaft und vernetzt. Sie sind kreative Problemlöser, ideenreich und energiegeladen. Nicht weniger fähig – sondern einfach anders.
Vor allem im Lernkontext zeigt sich: Kinder mit ADHS bringen enormes Potenzial mit. Sie brauchen keine ständige Korrektur, sondern passende Lernbedingungen. In der Nachhilfe kann genau das gelingen.
ADHS verstehen heißt, Vielfalt im Denken zuzulassen
Wer ADHS nur mit Konzentrationsproblemen oder „Zappeligkeit“ gleichsetzt, greift viel zu kurz. ADHS ist keine Krankheit im klassischen Sinne, sondern ein neurodiverses Profil – also eine natürliche Variante menschlicher Aufmerksamkeit und Impulskontrolle. Diese Kinder nehmen ihre Umwelt intensiver wahr, reagieren schneller, verarbeiten mehr – oft alles gleichzeitig.
Das kann herausfordernd sein. Aber es kann auch zur echten Stärke werden: Kinder mit ADHS entdecken neue Lösungswege, erkennen Muster, sind fantasievoll und mutig im Denken. In einem starren Schulsystem wird das oft übersehen – in einer kreativen, zugewandten Lernumgebung aber sichtbar.
Was Kinder mit ADHS beim Lernen wirklich brauchen
In der Nachhilfe – vor allem mit ganzheitlichem Ansatz – können wir genau das leisten: Rahmenbedingungen schaffen, die nicht bremsen, sondern beflügeln.
Bewegung statt Stillsitzen:
Körperliche Aktivität hilft ADHS-Kindern, sich zu regulieren. Das ist wissenschaftlich belegt. Bewegung steigert die Konzentration, senkt Stress, macht das Lernen nachhaltiger. Deshalb funktioniert Lernen besonders gut, wenn es nicht nur am Tisch stattfindet: Vokabeln im Gehen, Rechnen mit Bewegung, Texte mit Aktionen verbinden.
Kleine Ziele, große Wirkung:
Große Aufgaben überfordern. Kleine, klar strukturierte Etappen helfen, dranzubleiben und Erfolg zu erleben. Mit sofortigem Feedback. Das stärkt das Selbstvertrauen – und genau das brauchen viele ADHS-Kinder, weil sie oft an sich zweifeln.
Vielfalt statt Einbahnstraße:
Kinder mit ADHS lernen besonders gut, wenn mehrere Sinne aktiviert werden. Farben, Geräusche, Bewegung, Emotionen – all das verstärkt das Verständnis. Lernen wird lebendig. Und wenn es lebendig ist, wird es leichter verankert.
Stärken statt Symptome sehen
Kinder mit ADHS sind keine „Problemfälle“. Sie sind Entdecker, Visionäre, Querdenker. Sie können stundenlang in ein Thema eintauchen, wenn es sie interessiert. Sie vernetzen Informationen blitzschnell, haben oft einen feinen Sinn für Humor und ein starkes Gerechtigkeitsgefühl.
In der klassischen Schule stehen diese Eigenschaften selten im Fokus. Zu laut, zu impulsiv, zu viel. Doch in der richtigen Lernumgebung werden genau diese Merkmale zur Superkraft.
Die Aufgabe von Nachhilfe besteht nicht nur darin, Inhalte zu vermitteln, sondern Räume zu schaffen, in denen Kinder sich entfalten dürfen. Hier dürfen sie Fehler machen, eigene Strategien entwickeln, kreativ werden – ohne bewertet oder verglichen zu werden.
Die Beziehung ist der Schlüssel
Lernen funktioniert nicht im luftleeren Raum. Besonders bei ADHS ist der Beziehungsaspekt zentral. Kinder, die sich verstanden fühlen, lernen besser. Wer ihnen zuhört, ihnen zutraut, anders zu lernen, wird überrascht, wie viel in ihnen steckt.
Nachhilfe ist dann nicht nur Unterstützung, sondern eine echte Entwicklungsbegleitung. Kein Druck, keine Bewertung, kein „Du musst“, sondern ein echtes: „Ich sehe dich. Und du kannst das.“
ADHS neu denken: nicht stören, sondern stärken
Wir müssen aufhören, ADHS als Defizit zu betrachten. Es ist ein alternatives Betriebssystem – mit eigenen Logiken, eigenen Wegen und großer Dynamik. Kinder mit ADHS passen nicht in jedes Schema. Aber sie schaffen Verbindungen, wo andere Grenzen sehen. Sie bringen Bewegung ins Denken, stellen Fragen, die nicht jeder stellt, und überraschen mit ihrer Lebendigkeit und Tiefe.
Förderung heißt deshalb nicht, sie zu „normalisieren“. Es heißt, ihnen Werkzeuge zu geben, mit denen sie ihr Potenzial entfalten können. Im eigenen Tempo, mit eigenem Stil – aber mit Rückenwind.
Fazit: Lernen mit ADHS kann etwas Besonderes sein
ADHS ist keine Blockade fürs Lernen. Es ist ein Schlüssel zu einem anderen Zugang. Wer offen dafür ist, entdeckt darin nicht Chaos, sondern kreative Energie. Nicht Störung, sondern Stärke.
In der Nachhilfe können wir zeigen: Lernen geht auch anders – und manchmal sogar besser.
Quellenverzeichnis
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Robert Koch-Institut. “Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland – Ergebnisse des KiGGS-Berichts.” RKI, 2023, www.rki.de